Kuragiert!

Kurdisziplin Aquajogging
Es ist kein Witz, ich war heute zum ersten Mal zum Aquajogging. Darüber lächeln viele, meistens Männer. Was wie lustig aussieht, da ist nicht immer lustig drin. Zuerst mussten wir uns, vier Herren und zwei Damen, Schaumstoffgurte umschnallen, damit der Körper Auftrieb im Wasser hat. Dann gab es noch Wadengamaschen, aber die habe ich mir bei diesem ersten Mal geschenkt. Bei dem Einführungsvortrag heute Morgen frisch gelernt, stand ich, brav wie ein Schaf, frierend am Beckenrand und wartete auf die Physiotherapeutin. Die anderen waren schlau und schon ins wärmende Nass eingetaucht. Dann ging es los. Wir sollten zuerst dreimal mit den Armen und Beinen vorwärts Laufpaddeln, ähnlich wie ein Hund. Dabei sollten die Füße nicht den Boden berühren, sonst würde man sich automatisch abstoßen, um vorwärts zu kommen. Hin sollten wir hundert Prozent geben und zurück fünfzig Prozent Einsatz, bitte! Drei der vier Herren gaben sich still die nötige Mühe, waren aber komplett spaß frei, weil hochkonzentriert. Der vierte paddelte neben mir herum und bewegte sich so langsam, dass er für zwei Bahnen so lange brauchte wie die Anderen für drei. So kam er zur gleichen Zeit wie wir anderen an, so dass es der Physiotherapeutin nicht auffiel. Dann fragte er: „Können wir nicht einfach so schwimmen?“ Er schien mir ein wenig bequem. Wir werden sehen, ob er beim nächsten Mal wiederkommt. Eigentlich sollte er das Aquajogging abbestellen, wenn es nichts für ihn ist. Dann wäre ein Platz frei für jemanden, der oder die es wirklich gerne macht. Jetzt war Kraulpaddeln rückwärts angesagt, wieder drei Hin- und Rückbahnen. Bei der nächsten Übung gab es Wasserhanteln und Handteller, um das Wasser wegzuschieben, jeweils drei Bahnen rückwärts.

Zum Schluss stellten sich alle in einem Kreis auf, die jeweils Zweiten legten sich aufs Wasser, die Stehenden zogen sie im Kreis herum und umgekehrt. Mir hat es Spaß gemacht, Wasser ist einfach mein Element. Die Physiotherapeutin heute Morgen bei der Einzelbehandlung empfahl mir, ich sollte am besten in der Nähe vom Wasser leben, vielleicht ein Wasserbett haben. Das würde mir viele entlastende Bewegungsmöglichkeiten bieten. Schwimmen, schwimmen, schwimmen wäre das einzig Richtige für mich. Heute war einer der Kniebohrer, Sie wissen schon, eine ein paar Kapitel vorher beschriebene Spezies von Patienten, auch in unserer Gruppe beim Aquajogging dabei. Interessant ist, dass diese Haltung, das Kinn nach vorne zu strecken, auch im Wasser zu beobachten war. Der Patient hatte zudem das Problem, dass er den Auftriebs-Hüft-Gurt nicht einfach mit dem Klickverschluss, wie bei Rucksäcken oder Taschen heute Standard, verschloss, an der Strippe enger zog und den überstehenden Gurt hängen ließ, sondern anfing, das Band mühsam durch die zwei Schlitze des Moosgummis um zu fädeln versuchte. Auf diese Idee wäre ich gar nicht erst gekommen und ich würde mich durchaus als kreativ bezeichnen. Leider löste sich bei einer Übung sein mühsam angelegter Hüft-Gurt und schoss hoch an die Wasseroberfläche. Während wir anderen fleißig unser Kraulpaddeln im Becken übten, saß der arme Mann wieder frierend am Rand des Beckens und war erneut mit dem ordnungsgemäßen Umfädeln des Gurtbandes beschäftigt, ganz Kniebohrer eben.

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