Garten geht!

Verrücktes tun
Auch bei dieser zweiten Krebserkrankung ist Verrücktes zu tun für mich befreiend, wie Sie alle bereits lesen durften. Am Montag wurden mir Eierstöcke und Eileiter entfernt, Mittwoch wurde ich entlassen, denn die Wunden beziehungsweise Narben waren reizlos und unauffällig. Am Donnerstag bin ich zum ersten Mal in den Garten gefahren, bisschen ernten, wässern, auf der Liege liegen und genießen. Heute, zwei Tage später, bin ich um halb sechs wach geworden, habe mich nochmal umgedreht, und bin doch eine Stunde später aufgestanden. Ich habe die Morgentoilette gemacht, gefrühstückt und bin mit dem Auto rausgefahren, mit dem Vorsatz, die Sauerkirsche, die dieses Jahr leider nicht mehr ausgeschlagen ist, mit meiner elektrischen Säbelsäge restlos abzusägen. Ich sollte nach der Operation nicht schwer heben, tragen und keine körperlich anstrengende Tätigkeit, vor allem bei dreißig Grad im Schatten, ausüben. Da kann ich ja mal meinen Sauerkirschbaum, Gott hab ihn selig, absägen und zum BSR-Recyclinghof in der Ilsenburger Straße fahren (BSR ist die Berliner Stadt Reinigung). Gestern hatte ich damit angefangen und die zwei kleineren Äste alleine abgesägt.

Dabei krachte ein Ast bei meiner Gartennachbarin auf die Komposttonne nieder. Glücklicherweise ist der Nachbarin nichts passiert und auch der Deckel der Tonne ist ganz geblieben. Den noch übrigen, dritten Ast sollte mein Gartennachbar heute festhalten, damit er mir nicht den frisch gepflanzten Birnbaum und die Tomatenpflanzen umknickte. Der Gartennachbar hielt den Ast während ich sägte. Kurz vorm Abbrechen ließen wir ihn langsam zu Boden sinken. Ich zerlegte den Ast und sägte den Stamm bis auf einen dreißig Zentimeter hohen Stumpf zurück. Auf den Stumpf setzte ich als Deko einen Betonkopf, den ich mal geformt hatte. Ich lud die Aststücke ins Auto und fuhr sie zum BSR Recyclinghof. Rumänische Arbeiter, nach ihrem Akzent zu urteilen, die selbst Holzteile und Möbel abluden, um diese zu entsorgen, halfen mir dabei, die schwereren Aststücke über die Brüstung in den Container zu werfen. Ich sollte ja eigentlich nichts heben, aber, wie schon geschrieben, warum nicht einen Baum fällen? Geht doch! Das hätte ich manchen Menschen nicht erzählen dürfen, denn sie hätten sich nur unnötig Sorgen gemacht. Es ist ja auch kaum zu fassen, was ich schon wieder schaffte nach so kurzer Genesungszeit. Jetzt sitze ich zu Hause auf dem Sofa und lasse es mir gut gehen.

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